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Frühjahrslohnrunde 2018
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Erntehelfer Symbolbild Die Entscheidung des Gerichts stellt einen Präzedenzfall dar.
Pressekonferenz Tirol; v.l. Andrei Oancea (Erntehelfer), Alina Stocker (Übersetzerin), Bogdan Oancea (Erntehelfer), Sónia Melo, Bernhard Höfler v.l.: Andrei Oancea (Erntehelfer), Alina Stocker (Übersetzerin), Bogdan Oancea (Erntehelfer), Sónia Melo, Bernhard Höfler

Erntehelferskandal Tirol: Richtungsweisender Entscheid

Kampagne bringt nachhaltige Verbesserungen

Erfolg: Vergleichszahlungen für Betroffene erzielt

Im Absamer Erntehelferskandal einigte man sich nun auf Vergleichszahlungen in der Höhe von 8.750 bzw. 3.600 Euro netto als „freiwillige Abfertigung des Dienstgebers“ für die Betroffenen, deren Fall im Herbst 2014 publik wurde. „Die beiden Rumänen mussten sieben Tage in der Woche arbeiten, die wöchentliche Arbeitszeit reichte bis zu 83 Stunden. Dafür erhielten sie monatlich nur 660 Euro in bar“, erklärt Bernhard Höfler, zuständiger Sekretär der Tiroler PRO-GE.

Ausbeutung kein Kavaliersdelikt

„Für uns ist die Entscheidung des Oberlandesgerichts Innsbruck so wichtig, weil damit bestätigt wurde, dass Ansprüche nicht verfallen, sofern keine Lohnzettel oder Arbeitszeitaufzeichnungen vorliegen“, erklärt Höfler. Zunächst wurde in einem Teilurteil der Beklagte zwar schuldig gesprochen, allerdings nur für den Anspruch von Überstundenbezahlung auf drei Monate. In der Folge wurde der von PRO-GE und Arbeiterkammer eingelegten Berufung vom Oberlandesreicht Innsbruck stattgegeben. Bevor es zu weiteren Verhandlungen kam, einigte man sich auf den Vergleich, der in dieser Höhe im Bereich der Landwirtschaft in Tirol als Präzedenzfall gilt. „Damit ist sichergestellt, dass solche Vorgehensweisen künftig entsprechend geahndet werden. Ausbeutung von Menschen ist kein Kavaliersdelikt“, stellt Höfler klar. Außerdem seien sowohl Landwirte als auch ErntehelferInnen sensibilisiert worden, Betroffene hätten weniger Angst, sich zu melden.

Sezonieri-Kampagne für nachhaltige Verbesserungen

Die PRO-GE initiierte aufgrund dieses und eines ähnlichen Vorfalls im Burgenland die Erntehelferplattform www.sezonieri.at. Das Informationsportal informiert unter anderem über Arbeitszeit, Überstundenregelungen und Mindestlohn. „Wir setzen uns für die LandarbeiterInnen ein und vertreten sie notfalls auch vor Gericht. Die Bilanz kann ich sehen lassen: Im Jahr 2015 konnte alleine die PRO-GE Burgenland insgesamt 24.000 Euro für 32 DienstnehmerInnen erwirken“, fasst Sónia Melo, Koordinatorin der „Sezonieri-Kampagne für die Rechte von ErntehelferInnen in Österreich“ zusammen.

„Ich dachte, drei Euro die Stunde wären normal“

„ErntehelferInnen sind aufgrund der besonderen Arbeitsbedingungen öfter der Gefahr von Ausbeutung ausgeliefert als andere Berufsgruppen. Die häufigsten Probleme sind Anmeldungen nur als Teilzeitkraft obwohl Vollzeit gearbeitet wird, fehlende Arbeitspapiere, massive Überstundenleistungen ohne Abgeltung und unterschriebene Verzichtserklärungen, die die Leute unter Druck unterschreiben“, weiß Melo. Die Mehrheit der ErntehelferInnen kommt aus EU-Ländern, vor allem aus Bulgarien und Rumänien. „Da viele ArbeiterInnen nicht wissen, was ihnen zusteht, beschweren sie sich nicht. Die Sprachbarriere ist da ein zusätzliches Problem – sie unterschreiben Verträge, die sie gar nicht verstehen“, so Melo. Ähnlich erging es auch Andrei Oancea, einem der beiden Absamer Erntehelfer: „Ich habe gedacht, drei Euro in der Stunde wären normal.“ Laut Kollektivvertrag steht ErntehelferInnen zumindest ein Stundenlohn von 6,65 € brutto zu.
 

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