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Spanien: Gemüse mit bitterem Nachgeschmack
Beim Supermarkt um die Ecke gibt es fast das ganze Jahr über günstiges Obst und Gemüse aus der Sonnenstadt Almería in Spanien. Im Preis inkludiert: die Ausbeutung tausender MigrantInnen.
Herrliche Strände, naturbelassene Landschaften und tausende Sonnenstunden - die Küste der andalusischen Provinz Almería ist heiß begehrt. Für unvergessliche Eindrücke sorgt auch das Meer, das sich im Landesinneren vor dem Sandstrand ausbreitet: Das Plastikmeer von Almería. Auf mehr als 320 km² werden hier Treibhausobst und -gemüse unter Plastikplanen für den europäischen Verbrauch produziert. Die Arbeit wird großteils von illegalen MigrantInnen erledigt, die unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, meist ohne Papiere und Anstellung, um ihr Überleben kämpfen.
Bittere ErnteDen KonsumentInnen ist selten klar, unter welchen Bedingungen die günstigen Obst- und Gemüseangebote in die europäischen Supermärkte gelangen. ÖGB und "weltumspannend arbeiten" haben daher am 7. Oktober, dem Welttag für menschenwürdige Arbeit, zu einer Podiumsdiskussion unter dem Titel "Bittere Ernte in Almería" in die ÖGB-Zentrale eingeladen. ExpertInnen spanischer und österreichischer Gewerkschaften sowie NGOs thematisierten die Zusammenhänge zwischen Migration, Ausbeutung, Landwirtschaft und billigem Gemüse am Beispiel Almería.
Schattenseiten einer SonnenstadtIn einem Kurzfilm wurden die Eindrücke einer Studienreise in die südspanische Provinz wiedergegeben. Bilder von einem Meer an leerstehenden Gewächshäusern und verzweifelten ArbeiterInnen, die mit vermehrter Ablehnung der Bevölkerung konfrontiert sind - ein Umstand, der die heimischen Gewerkschaften vor enorme Herausforderungen stellt. Der Druck auf die spanischen Kleinbauern ist durch die härteren Marktregeln immens gestiegen. "Produzieren und noch mehr produzieren", lautet die Devise, um schließlich ein paar Cent für ein Kilo Tomaten zu erhalten, das bei uns für einige Euro verkauft wird.
Grundrechte sind für alle da!Das "Zuviel" in unseren Supermärkten ist zugleich ein "Zuwenig" am Produktionsort selbst. Die LandarbeiterInnen können sich und ihre Familien kaum ernähren. Wer 25 Euro im Monat verdient, gehört zu den "Glücklichen" unter den illegal Beschäftigten. "Als wir dort waren, war die Erntezeit bereits vorbei. Zu dieser Zeit war auch das Problem der Arbeitslosigkeit noch größer als sonst. Teilweise hatten die Arbeiter nur 4 Tage pro Monat Arbeit, wodurch sie kaum Geld für Essen hatten", erzählt Eva Prenninger von "weltumspannend arbeiten", die an der Studienreise teilgenommen hat. Die Erfahrungsberichte sind bitter, beinhalten aber zugleich eine klare Botschaft: Menschenwürdige Arbeit ist ein Grundrecht, das allen in Europa arbeitenden Menschen zusteht!