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Tschechien: Kopp zieht den Stecker

Geschäftsleitung versucht ArbeitnehmerInnen gegeneinander auszuspielen.

Deutscher Elektroproduzent sperrt Werk in Kaplice zu.

Das deutsche Traditionsunternehmen Heinrich Kopp GmbH wird mit Ende 2009 seinen Standort im tschechischen Kaplice schliessen. Die rund 170 ArbeitnehmerInnen stehen mit Ausnahme von 10 Beschäftigten aus dem Bereich Vertrieb vor der Entlassung. Laut dem Unternehmen soll eine Verlagerung der Produktion zugunsten des Stammwerks in Kahl am Main sowie eines Werkes in Tunesien erfolgen. Zu mehr Arbeitsplätzen wird das allerdings zumindest in Deutschland nicht führen, wie die Online-Ausgabe des Main-Echo kürzlich berichtete. Auf die Österreichische Kopp-Niederlassung hat die Produktionsverlagerung keine Auswirkungen. Das Werk im oberösterreichischen Aigen schreibt schwarze Zahlen, der Blick in die Zukunft fällt optimistisch aus.

Vorwand Globalisierung
Die Schließung des tschechischen Werkes sei das Resultat strategischer Untersuchungen, die Kopp im vergangenen Jahr über alle Standorte durchgeführt habe, gibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung an. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Jan de Koning, "würdigte auch die unternehmerisch vorausschauende Entscheidung des früheren Firmeninhabers, diese Produktionsstätte Anfang der 90er Jahre in der damals noch als Niedriglohnland geltenden Republik aufzubauen. Jedoch sehe man sich in Zeiten der Globalisierung und dem massiven Kostendruck innerhalb der Branche, zu dieser für die Belegschaft in Tschechien bedauerlichen Entscheidung gezwungen", heißt es darin wörtlich. "Trotz allem werden wir auch unserer Verantwortung den tschechischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gerecht", wird de Koning weiters zitiert.

Ob die Kopp-Geschäftsführung diesem selbst formulierten Anspruch wirklich gerecht werden will, darüber herrscht bei der tschechischen Belegschaft allerdings Zweifel. Die zuständige Gewerkschaft OS KOVO teilte mit, dass die Firma im ersten Halbjahr 2009 ein positives Ergebnis erwirtschaften konnte. In Kaplice arbeiten vorwiegend Frauen im Alter von 45 bis 50 Jahren für einen durchschnittlichen Monatslohn von umgerechnet rund 650 Euro. Die Schließung des Werks ließe die Arbeitslosigkeit in der Region von 11 auf 17 Prozent schnellen. Die Aussichten, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, seien entsprechend gering, heißt es von Seiten der OS KOVO.

Taube Ohren für Angebote
In einem ersten Angebot für die Belegschaft reichte das Verantwortungsbewusstsein der Kopp GmbH dennoch nur für die in der tschechischen Republik rechtlich mindestens vorgesehene Abfertigung von 3 Monatsgehältern. Einer Forderung der OS KOVO nach einer Abfertigung im Ausmaß von 12 Monatsgehältern, begegnete die Kopp GmbH mit einem Angebot von zusätzlichen 25.000 Euro für alle Beschäftigten zusammen. Umgerechnet ergibt das nach Berechnungen der OS KOVO für die Betroffenen eine Entschädigung von jeweils 12 bis 15 Euro pro geleistetem Arbeitsjahr. Alle weiteren Angebote von Seiten der Belegschaft für eine einvernehmliche Lösung wurden von der Geschäftsleitung abgelehnt.

Auf ein Gesprächsangebot der OS KOVO mit Unterstützung der österreichischen und deutschen Partnergewerkschaften GMTN und IG Metall für den 27. Juli, hat die Geschäftsführung mit Ablehnung reagiert - und mit einem Flugblatt an die MitarbeiterInnen in Kahl am Main: "Wie sie sicherlich nachvollziehen können, ist dies eine untragbare Belastung für das gesamte Unternehmen KOPP EUROPE - und somit FÜR UNS ALLE!" erteilt Jan de Koning darin den Gewerkschaftsforderungen eine Absage. "Anscheinend gehören die tschechischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für den Vorsitzenden der Geschäftsführung gar nicht zum Unternehmen", wundert sich Manfred Anderle, Leitender Sekretär in der Internationalen Abteilung der GMTN.

"Angesichts der Situation in Kaplice können die Forderungen der Belegschaft nicht wirklich als übertrieben angesehen werden. Sehr wohl eine Übetreibung ist aber, daraus eine Gefährdung des Unternehmens Heinrich Kopp GmbH abzuleiten", resümiert Anderle. "Die ArbeitnehmerInnen in Kaplice verlangen nichts anderes, als dass die Geschäftsführung die soziale Verantwortung auch tatsächlich wahrnimmt, der sie nach eigenen Aussagen gerecht werden will. Die GMTN wird jedenfalls gemeinsam mit IG Metall und OS KOVO dafür sorgen, dass die Versuche der Geschäftsleitung die ArbeitnemerInnen der einzelnen Standorte gegeneinander auszuspielen, erfolglos bleiben."

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