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Ante Krajina (PPDIV) Ante Krajina (PPDIV)

Kroatien: "Wir müssen die Zersplitterung überwinden"

PPDIV-Gewerkschafter Ante Krajina im Interview

Eine Delegation der kroatischen Gewerkschaft der Beschäftigten der Agrar-, Lebensmittel-, Tabak- und Wasserindustrie (PPDIV) war Anfang März bei der PRO-GE zu Gast. Im Interview erzählt Regionalsekretär Ante Krajina von „gelben“ Gewerkschaften und davon, was die Gewerkschaftsarbeit in Kroatien sonst noch erschwert.

PRO-GE: Die Lage der Beschäftigten im EU-Land Kroatien ist kritisch: Jede/r sechste ist arbeitslos, unter Jugendlichen sind es sogar 40 Prozent. Wie entwickeln sich Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion?

Ante Krajina: Die Situation ist nicht gut. Der Agrar- und Nahrungssektor, in dem mehr als 50.000 Menschen beschäftigt sind, gehört zu den Bereichen, die am meisten unter der Wirtschaftskrise leiden. Wir kämpfen zurzeit dafür, dass sie nicht noch schlechter wird. Wir wollen verhindern, dass es zu neuen Kündigungen und damit zu noch mehr Arbeitslosen kommt. Wir glauben, dass mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze viele Probleme gelöst werden könnten. Reformen werden aber bisher nur besprochen und nicht durchgeführt. In einem knappen Jahr finden die nächsten Wahlen statt – bis dahin wird die aktuelle Regierung wohl keine Neuerungen mehr auf den Weg bringen.

Im Dachverband der Autonomen Gewerkschaften Kroatiens, SSSH, sind neben der PPDIV noch 19 weitere Branchengewerkschaften organisiert. Dazu gibt es noch vier weitere Dachverbände. Wie wirkt sich diese Vielfalt auf eure Arbeit aus?

Diese Zersplitterung der Gewerkschaften ist ein großes Problem. Es ist sehr schwierig, einen guten Kollektivvertrag auszuhandeln. Wir haben weder Rahmenkollektivverträge noch einen Branchen-KV. Auf meinem Schreibtisch liegen gerade 12 Kollektivverträge, für jedes Unternehmen wird getrennt verhandelt. Immer wieder alles auf Neue verhandeln zu müssen, kostet Kraft und Energie. Ein weiteres Problem ist, dass eine Gewerkschaft bei uns schon als „repräsentativ“ gilt, wenn sie 20 Prozent der Beschäftigten vertritt.

Was bedeutet diese Regelung in der Praxis?

Es führt dazu, dass sogenannte „gelbe“, unternehmerfreundliche Gewerkschaften, die mit Dumping-Mitgliedsbeiträgen werben, an KV-Verhandlungen als gleichberechtigte Partner teilnehmen können. Das macht viele Verhandlungen unmöglich oder erschwert sie deutlich. Der einzige Weg, den wir derzeit sehen, sind Fusionen der Gewerkschaften. Doch die werden von den meisten Branchengewerkschaften strikt abgelehnt – nicht, weil sie kein gemeinsames Interesse hätten, sondern weil einige Personen dann nicht mehr Präsident oder Vorsitzender sein könnten. Aber nur wenn wir die Zersplitterung überwinden, werden wir stark genug sein, um die Situation der Beschäftigten wirklich zu verbessern.

Ante Krajina ist Regionalsekretär der PPDIV. Die Gewerkschaft organisiert ArbeiterInnen in mehr als 200 kroatischen Unternehmen und ist wie die PRO-GE Mitglied der EFFAT (Europäischer Verband der Landwirtschafts-, Lebensmittel- und Tourismusgewerkschaften).

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