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Die 35-Stunden-Woche in Frankreich

Positive Effekte durch "Flexibilisierung" abgewürgt.

Die Arbeitszeitverkürzung in Frankreich auf eine 35-Stunden-Woche habe nicht funktioniert, tönt es aus Wirtschaftskreisen. Damit haben sie teilweise sogar Recht, denn eine echte Verkürzung gab es nur vier Jahre lang.

Obwohl die 35-Stunden-Woche erst 2000 verpflichtend wurde, führten sie bereits ab 1998 viele französische Betriebe freiwillig ein. Der Hauptanreiz waren staatliche Förderungen. 2002 strich die konservative Regierung nicht nur sämtliche Förderungen, sondern höhlte die 35-Stunden-Woche durch Ausweitung von bestehenden Arbeitszeitregelungen aus.

Regelungen zur Arbeitszeit aufgeweicht
Während die Arbeitszeitverkürzung 2000 unter dem Motto "Arbeit teilen um mehr Arbeitsplätze zu schaffen" umgesetzt wurde, setzte die konservative Regierung ab 2002 auf den Slogan "Mehr arbeiten um mehr zu verdienen". Die Förderungen für Unternehmen mit einer 35-Stunden-Regelung wurden gestrichen und Unternehmen ohne Arbeitszeitverkürzung bei den Sozialabgaben begünstigt. Das maximale Überstundenkontingent wurde zuerst auf 180, dann auf 220 Stunden pro Jahr ausgedehnt. Beschränkungen für Überstunden, die auf einem Zeitkonto geparkt werden können, fielen. Der Abbau der Stunden war nicht mehr verpflichtend. Für Betriebe und ArbeitnehmerInnen wurden so Überstunden äußerst attraktiv.

Guter Start ab 1998

Ab 2000 wurde die Umstellung auf 35 Stunden pro Woche für Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten verpflichtend. Bereits 1998 erhielten Betriebe, die freiwillig die Arbeitszeit verkürzten und Beschäftigung schufen, eine spezielle zeitlich beschränkte Förderung. Überstunden waren mit 130 pro Jahr begrenzt, Zuschläge gab es in der Höhe von zehn bis 50 Prozent. In Unternehmen mit freiwilligen Verkürzungen kam es zu einer Reduktion der Arbeitszeit von rund elf Prozent und war damit sehr erfolgreich. In einer Studie des französischen Wirtschaftsforschungsinstituts OFCE aus dem Jahr 2000 gehen die Autoren davon aus, dass der Beschäftigungseffekt einer Arbeitszeitverkürzung von der Höhe der staatlichen Zuschüsse abhängt.

Ein gescheitertes Modell?
Der Beschäftigungszuwachs betrug insgesamt rund 2,5 Prozent. Unternehmen, die freiwillig die Arbeitszeit reduzierten, schufen rund sechs Prozent mehr Beschäftigung. Bis 2000 wurden rund 133.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, bis 2010 waren es rund 350.000 neue Arbeitsplätze. Dass nicht noch mehr Beschäftigung geschaffen wurde hat auch mit dem unerwartet hohen Produktivitätszuwachs von vier bis fünf Prozent zu tun.

Hoher Zuspruch bei Bevölkerung
Die negativen Wirkungen auf den Wirtschaftsstandort Frankreich haben sich nicht bewahrheitet. Der Produktivitätszuwachs war enorm, zusätzliche Beschäftigung wurde erreicht. Die französischen ArbeitnehmerInnen sehen die 35-Stunden-Woche, die es nach wie vor auf dem Papier gibt, als sozialen Fortschritt. In Unternehmen, die die Arbeitszeit freiwillig verkürzten, waren die positiven Auswirkungen am größten. 

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