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Produktkontrolle in der Papierindustrie Beispiel Papierindustrie: Kürzere Arbeitszeit bedeuten nicht unbedingt die wirtschaftliche Katastrophe

PapierarbeiterInnen arbeiten kürzer

Es gibt sie durchaus: Branchen, die kürzer arbeiten als 38 Stunden in der Woche.

Branchen mit kürzeren Arbeitzeiten sind konkurrenzfähig, wenn die Gestaltung im Interesse der Branche und der Beschäftigten und in einem globalen Kontext liegt. Dazu bedarf es kreativer Lösungen, die beiden Seiten Vorteile bringen. Ein gutes Beispiel für eine solche vernünftige Vereinbarung bietet die Papierindustrie. Vor knapp zehn Jahren wurde auf kollektivvertraglicher Ebene eine Arbeitszeitverkürzung auf eine 36-Stunden-Woche für die Beschäftigten im Schichtbetrieb - und das bei vollem Lohnausgleich - eingeführt.

Maschinen rund um die Uhr
Die Hauptmotivation für die damaligen Gespräche lag vor allem im Interesse der Arbeitgeber, die teuren Papiermaschinen rund um die Uhr betreiben zu können. Die Papierindustrie weist im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen eher niedrige Personalkosten auf. Unsichere Sonn- und Feiertagsregelungen führten jedoch zu teuren Sonderzahlungen und undurchschaubaren Individualvereinbarungen. Es galt, sichere Schichtsysteme zu finden, die das Durchfahren der Maschinen unter berechenbaren Bedingungen gewährleisten. Diese Rahmenbedingungen ermöglichten kreative Gespräche zur Verkürzung der Arbeitszeit, um neue planbare Schichtmodelle einzuführen. Viele Betriebe zeigten großes Interesse, von einem Vierschicht-System auf ein Fünfschicht-System umzustellen.

Neue Arbeitsplätze
Die kürzere Arbeitszeit schuf nachweislich neue Arbeitsplätze. Im Gegenzug ermöglichten die neuen Schichtsysteme den Unternehmen eine berechenbare Auslastung der teuren Maschinen rund um die Uhr, jeden Tag, das ganze Jahr hindurch.

Eine klassische Win-Win-Situation
Fragt man z. B. ArbeiterInnen der Steyrermühler Papierfabrik nach ihrer Arbeitszeit, wird schnell von einer 33,6-Stunden-Woche gesprochen. Sollten die Beschäftigten tatsächlich so kurz arbeiten? Bei dieser kurzen Arbeitszeit wird die Differenz zu den 36 Stunden in Form von Einspringtagen oder Urlaubstagen in das Schichtplanmodell mit eingebracht. Kurzum, die ArbeitnehmerInnen arbeiten kürzer, verrichten Einspringtage oder verzichten im Einvernehmen auf einen Teil ihres Urlaubs. Um zu verstehen, dass dies zu keinem Protest führt, müssen die Schichtsysteme genauer betrachtet werden.

Acht Tage am Stück frei
Das Schichtsystem, wie zum Beispiel in der Papierfabrik UPM Kymmene in Steyrermühl, ist ein 6.2.6.2.6.8-System. Die Zahlen stehen dabei für den Rhythmus, in dem die ArbeiterInnen arbeiten und frei haben. Es ergibt sich also ein Rhythmus von sechs Tagen Arbeit, zwei Tagen frei, sechs Tagen Arbeit, zwei Tagen frei, sechs Tagen Arbeit und danach acht Tage geblockt frei. Das Schichtmodell ist bereits für das ganze Jahr voraus berechnet, zwischen den Früh-, Spät- und Nachtschichten wird rotiert. Den Freizeitblock von acht Tagen pro Monat wissen die ArbeitnehmerInnen in Steyrermühl sehr zu schätzen.

Natürlich gibt es in der Papierindustrie auch andere Schichtregelungen. Wichtig dabei ist, den Schichtablauf und die Schichtwechsel so gesundheitsfördernd wie möglich zu gestalten, sofern bei Nacht- und Schichtarbeit überhaupt von gesunder Arbeit gesprochen werden kann.

Es gibt auch nachteilige Entwicklungen bei solchen Schichtsystemen. Der Arbeiterbetriebsratsvorsitzende der Papierfabrik in Steyrermühl Bruno Aschauer beklagt, dass Einsparungsmaßnahmen in den Betrieben zu Personalknappheit geführt haben, sodass die Beschäftigten zunehmend in ihren Freizeitschichten als Reservepersonal bereitstehen müssen. Und dadurch bleibt kaum Zeit für Einschulungsmaßnahmen.

Arbeitszeitverkürzung ein Segen
Widerstand gegen das Abbuchen von Urlaubstagen gäbe es keine. "Für jene Beschäftigten, die sich noch an die Umstellung erinnern können, war die Arbeitszeitverkürzung ein Segen. Die neuen Schichtmodelle sorgten für längere Freizeitblöcke und damit auch für mehr Lebensqualität. Pausen von acht Tagen schaffen Spielraum zur Planung von Urlauben", erzählt Aschauer.

Letztendlich ist die Papierindustrie ein gutes Beispiel für die sinnvolle Verteilung der Arbeit auf mehrere Menschen, die durchaus auch im Sinne der Wirtschaft liegen kann. Möglich wurde die Arbeitszeitverkürzung durch vernünftige sozialpartnerschaftliche Gespräche und die Tatsache, dass sich die Beschäftigten in der Papierindustrie traditionell gut organisiert haben. Es zahlt sich also aus, Gewerkschaftsmitglied zu sein.

Die Papierindustrie im Überblick:

  • Betriebe in Österreich : 27 Standorte
  • Beschäftigte: rund 9.000
  • Rohstoff: Holz
  • Produktion: ca. 5.000.000 Tonnen Papier/ Jahr
  • Gesundheitsprojekt: gesundes Papier
  • Arbeitssicherheit 2008: 14,3 Betriebsunfälle pro 1.000 Beschäftigte

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