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Frühjahrslohnrunde 2018
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Industrie 4.0

Wir befinden uns am Anfang eines tief greifenden Strukturwandels in der Produktion, am Beginn der vierten industriellen Revolution, an deren Ende die intelligente Fabrik auf uns wartet.

Was steckt dahinter und was bedeutet es für uns ArbeitnehmerInnen?

„Österreich ist bereit für Industrie 4.0“, erklärte Technologie- und Innovationsminister Alois Stöger vor Kurzem gegenüber dem Bundesvorstand der PRO-GE. Und Österreich müsse auch bereit sein, führt er weiter aus, denn „die neue Entwicklung wird kommen“. Nach dem historischen Weg von der Dampfmaschine über das Fließband zur Automatisierung geht es bei der vierten industriellen Revolution um die Vernetzung. Und zwar um die Vernetzung von physischen und digitalen Systemen durch die Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie in Produktionssysteme. Damit wird es möglich, effizienter und flexibler zu produzieren. Am Ende der Entwicklung soll die Smart Factory stehen: eine Fabrik, in der intelligente Produkte, Maschinen und Betriebsmittel eigenständig miteinander kommunizieren und sich gegenseitig in Echtzeit steuern.

Die menschenleere Fabrik

Wir steuern also auf Produktionsstätten zu, in denen der gesamte Ablauf automatisiert ist. Wird die Vision einer menschenleeren Fabrik also schon bald Realität? Nein. Der Mensch wird – so der Konsens unter ExpertInnen – auch in der Industrie 4.0 unerlässlich bleiben. Denn im Unterschied zur Maschine hat er die Fähigkeit, kreativ zu sein. Er ist fähig, neue Anlagen und Produkte zu entwickeln, bestehende Abläufe zu verbessern und bei einer Störung die passende Lösung zu finden. Maschinen so zu programmieren, dass sie jedes möglicherweise auftretende Problem selbstständig lösen können, ist nahezu unmöglich. Deshalb wird es am Ende immer der Mensch sein, der sich um alles kümmert, was Algorithmen nicht vorhergesehen haben. Und deshalb wird es – so viel ist sicher – auch in naher Zukunft keine menschenleere Fabrik geben.

Gewinner und Verlierer

Welche Konsequenzen Industrie 4.0 für die Beschäftigten nach sich zieht, kann man derzeit nur vermuten. „Es wird Gewinner und Verlierer geben“, sagt Wilfried Sihn, Professor an der Technischen Universität Wien, im Interview. Anders gesagt: Die vierte industrielle Revolution wird Arbeitsplätze kosten. Wenn wir aber die Entwicklung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen, ist es möglich, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, als verloren gehen. In Gefahr sind besonders niedrig qualifizierte Arbeitsplätze, entstehen sollen vor allem hoch qualifizierte. Laut einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group könnten allein im Maschinenbau 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen – Arbeitsplätze, die neue Qualifikationen und Kompetenzen erfordern.

Vom Mechaniker zum Mechatroniker

Die Voraussetzung dafür, dass alle Beschäftigten, und damit auch Un- und Angelernte, eine Chance auf aktive Teilhabe und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in der Industrie 4.0 haben, ist ein entsprechendes Aus- und Weiterbildungssystem. Die Ausbildungsinhalte in der dualen Ausbildung haben sich bereits verändert. So wurde etwa aus dem Mechaniker der Mechatroniker oder aus dem Werkzeugmacher der Werkzeugtechniker. „In der Lehrlingsausbildung müssen wir uns ständig anpassen“, ist Josef Madlmayr, gelernter Werkzeugmacher und Betriebsratsvorsitzender beim Motorenhersteller BRP-Rotax überzeugt. „Als ich gelernt habe, habe ich noch Schnittplatten gefeilt, eine Woche für eine Platte, mit der Diamantfeile. Damit kann ich heute in Steyr ins Museum Arbeitswelt gehen.“ Welche Weiterbildungsmaßnahmen notwendig und sinnvoll sind, soll in der ersten Industrie-4.0-Pilotfabrik herausgefunden werden.

Die erste Pilotfabrik

Eine Pilotfabrik ist ein realitätsnahes Modell einer Fabrik – eine Laborsituation mit realen industriellen Maschinen und Logistiksystemen. Die erste österreichische Pilotfabrik für Industrie 4.0, an deren Errichtung sich das Infrastrukturministerium (BMVIT) und die Technische Universität Wien mit je zwei Millionen Euro beteiligen, wird noch in diesem Jahr eröffnet. Ab 2016 sollen laut BMVIT bis zu fünf weitere folgen. Laut Bundesminister Stöger wird aber auch in andere Industrie-4.0-Projekte investiert: „Es gibt Stiftungsprofessuren im Produktionsbereich, eine Talenteförderung und Investitionen in die Infrastruktur. Wir werden jährlich 125 Millionen Euro für die Förderung der Industrie 4.0 ausgeben.“

Mitgestalten statt zuschauen

Außerdem soll die Zusammenarbeit zwischen Industrieunternehmen, Gewerkschaften, Universitäten und Forschungseinrichtungen verstärkt werden, um gemeinsam einen Industrie-4.0-Masterplan für Österreich zu entwickeln. Dafür wurde Ende 2014 die österreichische Plattform Industrie 4.0 errichtet, die beim BMVIT angesiedelt ist. An der Plattform 4.0 – sie ist nach der deutschen Plattform Industrie 4.0 die weltweit zweite ihrer Art – beteiligt sich auch die PRO-GE. Dadurch ergibt sich für die Produktionsgewerkschaft die Möglichkeit, die vierte industrielle Revolution mitzugestalten und sicherzustellen, dass die Interessen der Beschäftigten nicht zu kurz kommen.

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