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Frühjahrslohnrunde 2018
Frühjahrslohnrunde 2018
An den Porduktionsanlagen bei Borealis arbeiten rund 550 ArbeitnehmerInnen. Seit über zweieinhalb Jahren gab es keinen Arbeitsunfall. Dafür gibt es Gründe …
Hubert Bunderla (rechts): Sicherheitsausrüstung ist auch für den Betriebsratsvorsitzenden selbstverständlich.
Feuerwehrmann Martin Malik geht nur noch zum Betriebsarzt.

960 Tage unfallfrei

Beim Kunststoffproduzenten Borealis wird auf Prävention gesetzt. Mit Erfolg.

Auf das weitläufige Werksgelände des Kunststoffherstellers Borealis in Schwechat scheint die morgendliche Spätwintersonne. Breite, gerade Straßen mit Gehsteigen verbinden Bürogebäude und futuristisch aussehende Produktions- und Versuchsanlagen. Schwer beladene Lkw verlassen das Gelände mit den vorgeschriebenen 30 km/h. Vor einem Zebrastreifen, über den ein Arbeiter geht, hält ächzend ein Lkw - sogar der Fahrer trägt einen Helm. Eine Gruppe von Arbeitern kommt aus einem Gebäude. Jeder Einzelne ist vorschriftsmäßig mit Schutzbrille, Helm, Sicherheitsjacke und Sicherheitsschuhen ausgestattet. Man merkt sofort, dass hier penibel auf die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften geachtet wird.

Zuerst denken, dann handeln

Seit mehr als zehn Jahren bemüht sich das Unternehmen, ein Bewusstsein für Sicherheit und Gesundheit zu schaffen. "Unsere MitarbeiterInnen und sogar die ArbeiterInnen von Fremdfirmen haben das Motto 'Zuerst denken, dann handeln‘ bereits verinnerlicht", erzählt der Betriebsratsvorsitzende Hubert Bunderla stolz. Am Standort Schwechat beschäftigt Borealis 300 ArbeiterInnen und 245 Angestellte. Rund eine Million Tonnen Polypropylen und Polyethylen werden hier, in der größten Kunststoffproduktionsstätte Österreichs, pro Jahr hergestellt und dienen als Rohstoff für die kunststoffverarbeitende Industrie.

960 Tage unfallfrei

"Dann würde ich Sie bitten, die Einschulung zu absolvieren bevor Sie das Gelände betreten", sagt der Portier und deutet auf eine Konsole. Die Einschulung umfasst Sicherheitshinweise und Informationen über das Verhalten im Ernstfall. Am Ende jeden Kapitels wird das Wissen mittels Fragebogen abgeprüft. Gleich hinter dem Einfahrtstor zeigt eine Tafel an, dass das Unternehmen bereits seit 960 Tagen unfallfrei ist. "Wenn unsere ArbeitnehmerInnen gewohnt sind, in der Arbeit Schutzkleidung zu tragen, tun sie das zu Hause auch", beschreibt Martin Gram, Leiter der Abteilung Sicherheit und Gesundheit, und fügt hinzu: "Sie dürfen sogar die Ausrüstung wie Helm oder Brille mit nach Hause nehmen."

Gesunde Alternativen

Zu den Vorkehrungen des Unternehmens gehören auch zahlreiche gesundheitsfördernde Maßnahmen. Neben der jährlichen Vorsorgeuntersuchung, wird einmal im Jahr eine kostenlose Schwerpunktuntersuchung angeboten, eine Arbeitspsychologin kommt bei zusätzlichem Bedarf. In allen Sozialräumen und Treffpunkten stehen frisches Obst und Wasser zur freien Entnahme. "Im Sommer bieten wir auch teilweise Gemüse statt Obst an", erzählt Bunderla. In der Kantine werden ein reichhaltiges Salatbuffet und mindestens ein vegetarisches Menü angeboten. "Wir können den ArbeitnehmerInnen gesunde Alternativen auch nur anbieten, die Bereitschaft zur Veränderung muss von ihnen selbst kommen. Viele greifen immer noch lieber zum Schnitzel als zum Gemüselaibchen, aber letztendlich findet in den meisten Fällen ein Umdenken statt", weiß Gram aus Erfahrung.

Eine Sirene heult auf

Eine Minute lang ertönt der wöchentliche Probealarm der benachbarten OMV-Raffinerie, wie in der Einschulung beschrieben. Der Betriebsratsvorsitzende deutet auf ein Gebäude mit den Schildern "Arzt" und "Feuerwehr". "Im ersten Stock haben wir einen Fitnessraum, den die MitarbeiterInnen nutzen können", sagt Hubert Bunderla, während er das Gebäude betritt. Gegenüber der Überwachungszentrale der Feuerwehr befindet sich eine gut ausgestattete Arztpraxis. Ein Mitarbeiter bekommt gerade eine Elektrotherapie für seine verletzte Schulter. "Seitdem ich hier arbeite, also seit über fünf Jahren, war ich bei keinem anderen praktischen Arzt mehr", so der junge Feuerwehrmann, der wie seine KollegInnen das Rundumservice des Betriebsarztes direkt im Unternehmen nutzt.

Bewegung fördern

"Meist sind es Probleme des Bewegungsapparates, mit denen die MitarbeiterInnen zu mir kommen", erklärt der Betriebsarzt Josef Rettensteiner: "Deshalb ist es wichtig, sportliche Aktivitäten zu fördern." MitarbeiterInnen mit einem Jahresabo eines Fitnesscenters bekommen einen Zuschuss von 70 Euro. Auch zahlreiche Sportarten werden bei Borealis angeboten. Die ArbeitnehmerInnen können zwischen Fußball, Yoga, Fischen, Badminton, Tennis, Pilates oder Tischtennis wählen. Neben eigenen Laufgruppen werden zusätzlich jedes Jahr Skitage für die MitarbeiterInnen und ihre Familien angeboten. Beim Abschlussrennen versteht sich das Helm tragen von selbst. "Solche sportlichen Aktivitäten sind natürlich auch für das Arbeitsklima gut", ist Bunderla überzeugt.

Neues Schichtmodell

Seit Februar 2009 fährt Borealis ein familienfreundlicheres Fünf-Schicht- statt einem Vier-Schicht-Modell. "Die ArbeiterInnen haben seitdem eine 35-Stunden-Woche und können viel mehr Wochenenden mit ihren Familien verbringen", erzählt Bunderla. "Seit es das neue Schichtmodell gibt, sind die ArbeitnehmerInnen nicht mehr so gestresst, was wiederum gut für die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ist", schildert Gram. Im Krisenjahr 2009 gab es bei Borealis Schwechat weder Kurzarbeit noch Freisetzungen. Die Maßnahmen bei Borealis haben mittlerweile auch Vorbildwirkung für andere Unternehmen, zum Beispiel für die Bauindustrie. "Wenn wir neue MitarbeiterInnen einstellen, sind sie immer ganz erstaunt über die vielen Gesundheitsangebote und die guten Sicherheitsvorkehrungen", weiß Bunderla und Gram ergänzt: "Dass wir so auf Sicherheit und Gesundheit bedacht sind, hat auch einen eigennützigen Grund: Nur wenn die ArbeitnehmerInnen gesund sind, erbringen sie auch eine gute Arbeitsleistung."

Der Artikel ist in der März-Ausgabe des PRO-GE Mitgliedermagazins "Glück auf" erschienen.

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