topimage
PRO-GE
FrauenJugendBetriebsratPensionistInnen
Frühjahrslohnrunde 2018
Frühjahrslohnrunde 2018
Rainer Wimmer, Vorsitzender der PRO-GE Rainer Wimmer ist das zweite Mal Verhandlungsführer bei den Metaller-Lohnrunden.

"Wir sind gut vorbereitet und werden kämpfen!"

Rainer Wimmer im Interview zur Herbstlohnrunde 2010.

Rainer Wimmer im Interview über die Herbstlohnrunde 2010, den Wirtschaftsaufschwung und das Thema kürzere Arbeitszeiten. 

Die Medien sagen für dieses Jahr schwierige Lohnverhandlungen für die Beschäftigten in der Metallindustrie und den Bergbau voraus. Wie siehst du das, wird es eine "heißer Herbst"?
Rainer Wimmer: Immer wenn Lohn verhandelt wird, geht`s a bisserl heißer zu. Weil uns die ArbeitgeberInnen noch nie etwas geschenkt haben. Wir haben immer gute Argumente gebraucht und wenn nötig mussten wir manchmal etwas nachhelfen um die Arbeitgeber zu überzeugen. Wir wollen auch heuer eine ordentliche, gescheite Lohnerhöhung. Die ArbeitnehmerInnen haben in der Krise Federn gelassen, sie dürfen nicht wieder die Zeche zahlen, wenn es um die Lohnerhöhung beim Aufschwung geht. Die Kolleginnen und Kollegen müssen die Lohnerhöhung spüren.

Was ist heuer anders bei den Verhandlungen?
Wir haben gerade die größte Wirtschaftskrise seit 1945 überwunden. Jetzt gibt es wieder volle Auftragsbücher, Überstunden werden gefahren auf Teufel komm raus und die Produktivität ist gestiegen. Was uns Sorgen macht ist die hohe Arbeitslosenrate. Von Vollbeschäftigung sind wir auch in den kommenden Jahren noch weit entfernt. Wir müssen daher über Arbeitszeitverkürzung sprechen. Wir müssen die Arbeit auf mehr Menschen aufteilen."

Lohnerhöhungen sind nicht leistbar und gefährden Arbeitsplätze" beklagt die Industrie gern die Forderungen der Gewerkschaften. Wandern Betriebe wirklich ab, wenn die Löhne steigen?
Wenn ein Unternehmen entscheidet abzuwandern hat das nichts mit dem Lohnniveau zu tun. Österreichs Wirtschaft ist wettbewerbsfähig, weil unsere Betriebe unglaublich gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben: sie sind unser größtes Kapital. Darum ist die Qualität der Produkte enorm hoch und darum ist auch die Innovation sehr hoch. So genannte Nulllohnrunden sind sinnlos und kontraproduktiv. Nicht Dumpinglöhne sondern qualitative Arbeitsplätze und ständige Weiterbildung der Beschäftigten, hilft unseren Unternehmen.

Im Krisenjahr 2009 haben die ArbeitnehmerInnen starke Einschnitte hinnehmen müssen - sei es durch Kurzarbeit, Aussetzungsverträge oder Kündigung. Wie schaut es bei den Gewinnausschüttungen aus?
Die Metallindustrie war von der Krise besonders betroffen. Wir rechnen damit, dass weit mehr als 25.000 Arbeitsplätze seit Krisenbeginn verloren gingen. Trotzdem haben im Jahr 2009 die Metallbetriebe mehr als 2,2 Milliarden Euro aus den Unternehmen abgezogen und an die Eigentümer bzw. Muttergesellschaften ausgeschüttet. Damit wurden fast 75 Prozent der im Jahr 2008 erzielten Gewinne der Branche aus den Unternehmen abgezogen. Das ist schlicht verrückt. Die Beschäftigten haben dafür auch kein Verständnis.

Immer häufiger ist von Umverteilung und Arbeit "fair-teilen" die Rede. Was haben die Kollektivvertragsverhandlungen damit zu tun? 
Wir haben schon seit fast einem Jahr das Thema kürzere Arbeitszeiten zusammen mit den Betriebsrätinnen und Betriebsräten diskutiert. Eine überwältigende Mehrheit in den Betrieben hat sich für Arbeitszeitverkürzung ausgesprochen und uns beauftragt, das Thema bei allen kommenden Kollektivvertragsverhandlungen - nicht nur in der Metallindustrie - voran zu treiben. Denn Kollektivverträge sind adäquate Mittel um Beschäftigung sichernde Maßnahmen wie kürzere Arbeitszeiten zu vereinbaren.

Wie kann eine solche Arbeitszeitverkürzung ausschauen?
Wir wollen das Thema umfassend angehen. Das können auch neue Lebensarbeitszeitmodelle sein oder natürlich auch kürzere Wochenstunden, vor allem in Bereichen mit erschwerten Bedingungen wie zum Beispiel der Schichtarbeit. Hier fällt aber auch der sensible Bereich der Überstunden hinein. Keiner will Überstunden verbieten, aber wir sind Europameister bei den regelmäßigen Überstunden: Unglaubliche 314 Mio. im Krisenjahr 2009. Wir werden sicher nichts über den Kamm scheren, aber hier braucht es Änderungen und diese ganz sicher nicht zu Lasten der ArbeitnehmerInnen, wie von der Wirtschaft gewünscht. 

Die Industrie weigert sich, über Arbeitszeitverkürzung zu reden - für die Gewerkschaften ist Arbeitszeitflexibilisierung zu Lasten der Beschäftigten kein Thema. Was wird dann Thema bei der heurigen Herbstlohnrunde sein?
Die Vorschläge der Arbeitgeber zielen darauf ab, Überstundenzuschläge zu verschlechtern oder abzuschaffen. Das kommt für uns nicht infrage, denn dies käme einer Arbeitszeitverlängerung mit weniger Einkommen gleich. Wir werden aber sehr wohl reden über Beschäftigungssicherung, über mehr Arbeitsplätze und Lehrstellen und über die Auswirkungen von langen Arbeitszeiten auf die Gesundheit. Denn je öfter im Monat lange Arbeitstage vorkommen bzw. je länger die wöchentlichen Arbeitszeiten sind, desto häufiger kommt es zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen. Wir gehen mit sehr guten Argumenten in die Verhandlungen.

Du warst ja bereits 2009 Chefverhandler. Wie bereitet man sich als Verhandlungsführer auf die Gespräche vor? 
Dem Verhandlungsverlauf kann man nicht vorgreifen. Aber meine Pflicht und die Aufgabe des Verhandlungsteams ist, das beste Ergebnis das möglich ist für die Kolleginnen und Kollegen herauszuholen. Dafür trage ich als Verhandlungsleiter für die Gewerkschaften auch die Verantwortung. Wir sind gut vorbereitet und wenn es sein muss, werden wir verhandeln bis zum Morgengrauren. Aber wir sind auch bereit zu kämpfen, wenn wir sehen, dass sich nichts bewegt. 

Welche drei Schlagwörter fallen dir ein, wenn du an die kommenden Verhandlungen denkst?
Gute Argumente, eine schlagkräftige PRO-GE und Durchsetzungskraft.

Artikel weiterempfehlen

Teilen |
Logo der Gewerkschaft PRO-GE
Suche
GO
Wien Niederösterreich Burgenland Steiermark Kärnten Oberösterreich Salzburg Tirol Vorarlberg
Facebook YouTube Flickr Issuu

© 2009, Gewerkschaft PRO-GEImpressum | Inhalt