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Miba Nach KV-Flucht steht die Miba AG nun wegen Leiharbeiter-Unterbezahlung in der Kritik
Miba-Betriebsrätin Elfriede Schober Elfriede Schober ist seit 23 Jahren Betriebsrätin und seit 2014 BR-Vorsitzende
Miba Sinter Betriebsrat Die BR-Vorsitzende und ihr Team fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit

MIBA erneut in der Kritik: "Du wirst verarscht - sonst nichts"

Gleiche Arbeit, aber weniger Lohn für MIBA-LeiharbeiterInnen

Elfriede Schober reicht es. Im Jahr 2013 hat die Miba Sinter Austria GmbH die Leiharbeit neu ausgeschrieben. Seither gibt es für die geliehenen „6-Tage-4-Schichtler“ nur noch Teilzeitverträge und damit bis zu 150 Euro weniger im Monat – obwohl sie gleich lang arbeiten wie ihre „Vollzeit-KollegInnen“. Das will die Betriebsratsvorsitzende nicht akzeptieren und ist bereit zu kämpfen.

Glück auf!: 2013 hat die Miba Sinter Austria GmbH die Leiharbeit neu ausgeschrieben. Was hat sich dadurch verändert?

Elfriede Schober: Wir haben vorher andere Leiharbeitsfirmen gehabt, zu denen auch wir als Betriebsrat einen guten Kontakt gehabt haben. Bei denen haben die Beschäftigten das bekommen, was ihnen zusteht. Das hat sich mit der Neuausschreibung 2013 geändert. In unserer Betriebsvereinbarung, die seit 1985 gültig ist, gibt es im „6-Tage-4-Schichtbetrieb“ eine 36 Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich. Das heißt: Die Leute arbeiten 36 Stunden in der Woche, bekommen aber 38,5 Stunden bezahlt. Bis zu der Neuausschreibung war dies kein Thema, die Leiharbeitsfirmen haben das auch bezahlt. Nach der Neuausschreibung sagten sie plötzlich, sie könnten sich das nicht mehr leisten. Die Leiharbeitsfirmen haben das Ganze umgangen, indem sie die Beschäftigten Teilzeitverträge mit 36 Stunden unterschreiben ließen. Von den 24 LeiharbeiterInnen im „6-Tage-4-Schichtbetrieb“ haben wir 18 überprüft – bei allen dasselbe Thema.

Was sagt eure Geschäftsführung dazu?

Die Verantwortung wird hin- und hergeschoben. Zwischen Konzernebene, der Miba Sinter in Vorchdorf und den Leiharbeitsfirmen. Verantwortlich für die Einsparungen sind der Einkaufschef und der Personalchef der Miba AG. Dieser Personalchef hat auch die Verträge mit den Leiharbeitsfirmen ausgehandelt. Er sagt, es sei rechtskonform, Teilzeitverträge mit den Beschäftigten abzuschließen. Außerdem sei das Ganze „ein Sinter Problem“ und gehe die Aktiengesellschaft nichts an. Auf der anderen Seite sagen Geschäftsführer und Personalchef von Sinter, die Verträge seien ja von der AG ausverhandelt worden, deshalb müsse man mit denen reden. Und die Leiharbeitsfirmen argumentieren, dass sie das, was die Miba ihnen nicht zahlt, ja auch nicht weiterzahlen könnten. Das Spielchen ist momentan sehr mühsam. Das muss ich ganz ehrlich sagen. Damit dieses Hin- und Hergeschiebe aufhört, gehört dringend was geändert.

Wie wirkt sich das Ganze auf den Lohn der LeiharbeiterInnen aus – im Vergleich zur Situation vor der Neuausschreibung?

Das sind bis zu 150 Euro im Monat, was die LeiharbeiterInnen weniger verdienen. Ich sehe ein Problem darin, dass, wenn wir die Situation nicht langfristig ändern, der Druck auf die Stammbeschäftigten zunimmt. Weil irgendwann heißt es dann: Wir tauschen die alle aus gegen LeiharbeiterInnen. Dann bringt auch die Betriebsvereinbarung für die Fixbeschäftigten nichts mehr, weil wir keine Fixbeschäftigten mehr haben. Und damit haben wir dann generell das Lohnniveau nach unten gedrückt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass dies das eigentliche Ziel ist.

Warum beschäftigt das Unternehmen überhaupt LeiharbeiterInnen?

Die Begründung war immer, man wolle eine flexible Decke, um Auftragsschwankungen ausgleichen zu können. Aber es gibt keine Schwankungen. Wir sind seit 2009 auf dem obersten Level. Das heißt: Es gibt Arbeit über Arbeit. Aber Schwankung gibt es keine. Kein Einbruch, gar nichts. Wir bekommen es zwar jedes Jahr fürs nächste prophezeit, aber seit Jahren geht’s eigentlich ständig bergauf.

Wie wird es jetzt weitergehen?

Ich bin jetzt seit einem guten Jahr Betriebsratsvorsitzende. Mein Team und ich haben das ganze Jahr lang versucht, die Angelegenheit ohne Öffentlichkeit und ohne Gericht zu lösen. Wir sind der Geschäftsführung immer entgegen gekommen und haben gesagt: Schauen wir, dass wir das auf einem normalen Weg irgendwie regeln können. Aber du wirst verarscht - sonst nichts. Deshalb sehen wir uns gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen. Denn wozu haben wir Kollektivverträge und Gesetze, die wir einhalten sollen, wenn man dann immer wieder schaut, dass man sich irgendwie darum herumschleicht? Die LeiharbeiterInnen machen die gleiche Arbeit wie unsere Stammbelegschaft und sollen bekommen, was ihnen zusteht.

Wie, glaubst du, wird die Geschäftsführung darauf reagieren, dass das Thema jetzt öffentlich wird?

Darauf sind wir alle schon neugierig. Ich bin seit 23 Jahren Betriebsrätin und bisher konnten wir für alle Probleme eine Lösung finden, bevor die Öffentlichkeit eingeschaltet wurde. Dass der Name Miba in Verbindung mit Problemen in die Öffentlichkeit kommt, wurde tunlichst vermieden. Es wirkt, als hätte die neue, junge Führungsmannschaft damit kein Problem, es scheint sie nicht zu stören, dass unsere internen Differenzen öffentlich diskutiert werden. Am Beispiel der Miba Gleitlager, bei dem es um Kollektivvertragsflucht ins Gewerbe geht, ist diese Veränderung deutlich zu sehen. Dass wir auf diese veränderte Zusammenarbeit reagieren müssen, haben wir bereits im Konzernbetriebsrat beschlossen. Auch wenn wir uns wünschen würden, weiter auf sozialpartnerschaftlicher Ebene zusammen zu arbeiten, sind wir bereit, für die Anliegen unserer Beschäftigten zu kämpfen und alle Mittel auszunutzen, die uns zur Verfügung stehen. 

INFO

  • Der Automobilzulieferer Miba Sinter Austria GmbH mit Sitz im oberösterreichischen Vorchdorf ist – wie die Miba Gleitlager GmbH, die seit kurzem wegen Kollektivvertragsflucht in der Kritik steht – ein Tochterunternehmen der Miba AG.
  • Für die Aktiengesellschaft arbeiten weltweit mehr als 5.000 Menschen, allein in Österreich sind es über 2.000.
  • Der Gruppenumsatz der Miba AG stieg im letzten Geschäftsjahr um knapp 10 Prozent auf 669,3 Millionen Euro.
  • Bei der Miba Sinter in Vorchdorf sind derzeit 760 ArbeitnehmerInnen beschäftigt – davon 89 LeiharbeiterInnen von fünf verschiedenen Firmen.
  • Elfriede Schober ist seit Anfang 2014 Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrats der Miba Sinter Austria GmbH. Zuvor war sie bereits 21 Jahre lang Betriebsrätin.

Weiterlesen: Kollektivvertragsflucht bei Miba

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