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UAW gründet Ortsgruppe in VW-Werk

VW-USA: Hartes Ringen um betriebliche Mitbestimmung

Hoffnungsschimmer im gewerkschaftsfeindlichen Süden

Im Süden der USA sind die Gewerkschaften traditionell schwach vertreten. Gerade hier haben sich aber die meisten ausländischen Autobauer angesiedelt. Die US-Autogewerkschaft UAW versucht etwa im Mercedes-Werk in Alabama Fuß zu fassen - bisher erfolglos. Aber auch Toyota, Nissan und BMW fertigen  im Süden der USA. Jetzt gelang der UAW einen eigenen Ortsverband für VW-MitarbeiterInnen in Chattanooga (Tennessee) zu gründen. Ein "Big step" für betriebliche Mitbestimmung.

Es ist das erste Mal in der Geschichte der UAW, dass sie einen eigenen Ortsverband „Local 42“, speziell für die MitarbeiterInnen eines einzigen Betriebs einrichtet. Gary Casteel von der UAW ist überzeugt, dass sowohl Gewerkschaft als auch der Automobilkonzern von der Übereinkunft profitieren werden: "Wir hatten laufend Verhandlungen mit Volkswagen über betriebliche Mitbestimmung und haben uns jetzt geeinigt: da bereits ein beträchtlicher Teil der Beschäftigten von VW der Ortsgruppe beigetreten ist, sind wir zuversichtlich, dass letztendlich der Ortsverband als Firmengewerkschaft anerkannt wird. Die UAW ihrerseits wird ihren Beitrag leisten, dass das Werk in Chattanooga expandiert und wächst."

Jyrki Raina, Generalsekretär von Industriall global, begrüßt die Gründung der Ortsgruppe und die enge Zusammenarbeit der Geschäftsleitung von VW mit der Gewerkschaft. "Es ist höchste Zeit, dass endlich die Beschäftigten in den Werken der ausländischen Automobilhersteller im Süden der USA ohne Intervention und Einschüchterung von außen ihre Gewerkschaftsvertretung im Betrieb wählen können."

> Link zur UAW
> Link zum Youtube-Video:  Volkswagen Workers Become UAW Members

Erster Urnengang im Februar

Das war Mitte Februar nicht der Fall, als die rund 1.500 MitarbeiterInnen endlich die Möglichkeit bekamen, sich explizit für die Zulassung der "United Automotive Workers" (UAW) in ihrem Werk auszusprechen.  Da es in den USA kein Betriebsverfassungsgesetz und keine Betriebsräte gibt, müssen bei einer Wahl 50% der Beschäftigten + 1 Stimme für die Arbeitnehmervertretung votieren.  Unterstützung erhielten die Kollegen von der UAW durch den Gesamtbetriebsrat von VW, dem der einzige gewerkschaftlich nicht organisierte Standort von VW außerhalb Chinas ein Dorn im Auge war. Der Wahl war eine Organisationskampagne vorausgegangen, bei der deutsche BetriebsrätInnen und KollegInnen der IG-Metall die UAW direkt vor Ort nach Kräften bei der Mitgliederwerbung unterstützten.

Im Gegensatz zu anderen deutschen Firmen, die an ihren US-Standorten "Union-Busters" einsetzten, um eine Gewerkschaftsvertretung im Betrieb zu verhindern, verhielt sich damals die Geschäftsleitung von VW neutral. Dies allein hätte genügt, dass die UAW von Volkswagen anerkannt worden wäre.

Das ging aber den rechten lokalen Politikern der Republikaner und anderen gewerkschaftsfeindlichen Gruppierungen, wie dem National Right to Work Committee, gegen den Strich, die durchsetzten konnten, dass eine Wahl mit der amerikanischen Arbeitsbehörde durchgeführt wurde, was eine zusätzliche Hürde bedeutete.

Heftige Attacke der Republikaner

Mit einer äußerst aggressiven Gegenkampagne versuchten sie um jeden Preis zu verhindern, dass die UAW aus dieser Abstimmung siegreich hervorgeht, wobei sie vor der Diffamierung der Gewerkschafter als  Verbrecher und Parasiten (Schlupfwespen) nicht zurückschrecken wollten. Letztendlich konnten sich aber die Gegner durchsetzen und die UAW verfehlte mit 626 Stimmen zu 712 knapp die notwendige Mehrheit.

Wirtschaftliche Falschbehauptungen

Vor allem rechte republikanische Politiker versuchten die VW-Arbeiter mit dem Argument zu erpressen, dass Volkswagen die Subventionen entzogen werden, wenn der Standort einmal gewerkschaftlich organisiert ist. Der republikanische Senator Bo Corker lancierte die falsche Behauptung, dass Volkswagen den neuen SUV für den amerikanischen Markt nur dann in Chattanooga produzieren werde, wenn das Werk unorganisiert bleibt, was Volkswagen umgehend dementierte.

Obama für  VW-Betriebsrat

Im Streit über die Gewerkschaftsabstimmung in einem amerikanischen VW-Werk bezog auch US-Präsident Barack Obama Stellung. Bei einem Treffen mit Parteikollegen sagte er einem Teilnehmer zufolge, dass jeder dafür sei, dass die VW-Arbeiter einen Betriebsrat wählen – einzige Ausnahme seien “lokale Politiker, die sich größere Sorgen über deutsche Aktionäre als über amerikanische Arbeiter machen”.

VW investiert in Chattanooga

Die Gründung des Ortsverband 42 wirkte keinesfalls abschreckend auf Volkswagen, der weiter auf den Standort setzt. Europas größter Automobilhersteller will seine neue, speziell für den amerikanischen Automarkt entworfene neue Geländelimousine Cross Blue in Chattanooga herstellen. Die Erweiterung des Werks bringt einige hundert neue Jobs sowie Investitionen im mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbereich.

Für die UAW bedeutet dies einen "Big step forward" in ihren Organisationskampagnen im Süden der USA, wo auch Toyota, Nissan und Mercedes ihre Werke haben. Mit internationaler Unterstützung wollen sie auch hier nach dem Vorbild von Volkswagen in Chattanooga Ortsverbände gründen, um betriebliche Mitbestimmung durchzusetzen.

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